Im Alter von fünfzehn Jahren beginnt Wolfgang Mürmann Songs zu schreiben – oder, wie er sagt, sie zusammen zu stoppeln, denn er spielt nach eigenen Angaben ziemlich schlecht Gitarre und noch schlechter Klavier.
Doch irgendwie gelingt es dem kreativen Autodidakten, die vielen Melodien die er im Kopf hat, mittels abenteuerlicher technischer Basteleien auf das Band eines altersschwachen Grundig-Tonbandgerätes zu transferieren.
Seine ersten musikalischen Weggefährten erklären ihm mitleidslos, seine Texte seien zwar brauchbar, die Kompositionen dazu allerdings völlig indiskutabel. Also wird er zum Texten verdonnert und andere schreiben die Musik dazu. Wie sich später herausstellen sollte, wird diese 'Degradierung' zum Startschuss für die beachtliche Liedtexter-Karriere des Hamburgers.
Als sich die ersten Texter-Erfolge einstellen, beginnt er sein eigenes Tonstudio zu bauen. Wenn seine Kompositionen schon nicht den Ansprüchen seiner Musikerkollegen genügen, will er sie doch zumindest für sich selbst aufnehmen und weiterhin mit seinen musikalischen Ideen experimentieren.
Als Textschreiber hat er inzwischen ständigen Kontakt zu diversen Musikverlegern. Zwei von ihnen spielt er eher spaßeshalber einige seiner Instrumental-Schöpfungen vor.
Er erfährt, dass derlei Songs ohne Worte auch unter dem Begriff 'funktionelle Musik' rangieren. Produkte, für die bei Funk, TV, Film und Werbung ein hoher Bedarf besteht. Da sie jedoch nur von relativ wenigen Musikern produziert werden, wecken Mürmanns Experimente unerwartetes Verleger-Interesse.
Ihn reizt die unverhoffte Chance, seine Musik einer breiten Öffentlichkeit vorstellen zu können. Und wenn der Weg dorthin durch die Library-Schublade führt, soll es ihm recht sein.
Der Song- und Soundbastler ist sehr erstaunt, als seine erste Produktion im Juni 1978 ausgerechnet auf einem Album in England erscheint. In einem Land also, in dem deutsche Popmusik nur milde belächelt wird. Diesen internationalen Start hat er Peermusic-Chef MICHAEL KARNSTEDT zu verdanken, der für die Veröffentlichung sorgt.
Im selben Jahr beginnt eine intensive Zusammenarbeit mit PETER MAJEWSKI und dessen größten deutschen Library-Verlag SELECTED SOUND. Es folgen rund zwanzig produktive Jahre, in denen Mürmann jährlich ein Album mit jeweils zwölf bis vierzehn Instrumental-Titeln abliefert, die international veröffentlicht werden.
Die Arbeiten stoßen auf beachtliches Interesse und werden weltweit in vielen hundert Filmen, TV- und Funk-Produktionen, sowie für Werbespots fast aller Genres verwendet. Selbst im Lift eines Shopping Centers in New York werden sie nach Ohrenzeugenberichten wahrgenommen. Erwähnenswert? Aus der Sicht eines "Hobby-Komponisten", wie Mürmann sich trotz seines Erfolges auch weiterhin bezeichnet, sicher.
Mürmann: "Ich möchte dem damaligen Selected Sound-Chef, PETER MAJEWSKI, dafür danken, dass er mir mehr als ein Jahrzehnt lang die Plattform für mein Komponisten-Abenteuer bot und mir dabei half, es erfolgreich zu bestehen. Später waren es HANS MÜLLER und EMI Music-Chef PETER ENDE, die diese Arbeit fortsetzten. Auch ihnen gilt mein herzlicher Dank."
In der Musikerliste, der an den "Mike Moore Company" Produktionen Beteiligten, tauchen viele Namen auf, die bis heute einen guten Klang haben.
Mürmann: "Alle hervorragenden Musiker zu nennen, die an den Projekten in rund zwanzig Jahren Musikproduktion beteiligt waren, würde diesen Rahmen sprengen. Neben Texterkollege und Freund BURKHARD BROZAT, der mir anfangs als Gitarrist hilfreich zur Seite stand, muss ich aber unbedingt zwei weitere Mitstreiter erwähnen, die einen maßgeblichen Anteil am Erfolg meiner Arbeit haben und ohne deren Mitarbeit viele Projekte in dieser Form gar nicht hätten entstehen können.
In den 80ern war es der Gitarrist MEHMET ERGIN, der mit seinem enfühlsamen Spiel, ständig neuen Ideen und hoher Kreativität meinen Titeln seinen Stempel aufdrückte. Besonders im klassischen Bereich habe ich viel von ihm gelernt. Danke Mehmet!
Ab 1992 war BERND ROGER an ausnahmslos allen Produktionen beteiligt. Als Gitarrist, Schlagzeuger und Co-Remixer, war er ein absoluter Glücksfall für mich. Er gab dem Projekt neue Impulse und begleitete den Weg zu neuen Klangwelten.
Bernd Roger ist einer der begabtesten Rock-Musiker, die ich kennenlernen durfte. Neben seinem nahezu genialen Drum-Programming, das ich in dieser Qualität kein zweites Mal gehört habe, ist er für mich der vielseitigste und sensibelste Rock-Gitarrist überhaupt. Schlüssel hierzu sind sicher seine unbändige Spielfreude und eine nie endende Begeisterungsfähigkeit.
Erst durch seine Improvisationen und seine zum Teil fast im Dutzend eingesetzten Gitarren aller Art, hat er den späten 'Mike Moore Sound' entscheidend mitgeprägt. Du bist für mich der Größte, Bernie, danke!"