... DUMM GELAUFEN MIT DEM DOKTOR – 6 "Fälle"
1. HAARAUSFALL
Dass es auch unseriöse "Doktoren" gibt, beweist eine haarsträubende Begebenheit, von der Vollglatzenträger Detlef H., der gerne anonym bleiben möchte, in der TV-Sendung "Gauner, Gangster und Ganoven" zu berichten wusste:
"Ich bekam starken Haarausfall und war sehr unglücklich. Irgendwie hatte ich den Eindruck, meine Jugend geht mit ihnen dahin und darum wollte ich sie um jeden Preis behalten. In der Zeitung las ich eine Anzeige, dort stand so sinngemäß: 'Haarausfall? Kein Problem, Doktor Finger weiß Rat, Telefon ...' und so weiter. Ich habe dort angerufen und bekam auch sofort einen Termin.
Ich habe dann einen Vertrag unterschrieben in dem stand, dass ich alle meine Haare, ab sofort behalten würde, wenn ich mich strikt an die Regeln des Institutes halte. Die Regeln hab ich dann auf einem Zettel bekommen, nachdem ich die zehntausend Mark Honorar überwiesen hatte."
Zwischenfrage des Reporters: "Moment mal, Herr H., Sie haben tatsächlich zehntausend Mark für ein kleinen Zettel bezahlt?"
"Nicht ganz, der Zettel lag in einem Karton mit der Aufschrift 'meine Haare' und auf dem Zettel stand: 'Kämmen Sie sich täglich vierzig Mal und legen Sie jedes einzelne Haar, das sie im Kamm finden, sorgfältig in den beigefügten Original Dr. Finger-Haarcontainer. Auf diese Weise verlieren Sie ab sofort kein Stück Ihres wertvollen Kopfschmuckes mehr – Herzlichen Glückwunsch!"
© W. Mürmann/Tomus Verlag, München
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2. NACHTDIENST
22 Uhr 30, das Telefon auf dem Nachttisch des Tierarztes Dr. Streuner klingelt:
„Greta Flappmann hier, entschuldigen Sie die späte Störung, Herr Doktor, aber ich war eben noch mit der
Senta, Sie wissen schon, das Dobermann-Mädchen mit der Hängelippe, also mit Senta war ich eben noch draußen und die ist doch läufig und dann kam plötzlich der Askan, diese widerliche Mischung aus Pudel und Windhund um die Ecke gefegt und nun kleben die zusammen und ich krieg sie nicht auseinander! Was soll ich denn bloß machen, Herr Doktor?“
D.: „Dieser Askan ist ziemlich verfressen, versuchen Sie ihn mal mit einem frischen Stück Fleisch wegzulocken. Ja, Frau Flappmann, nichts zu danken, wiederhören.“
22 Uhr 37, das Telefon läutet ein zweites Mal:
„Flappman noch mal, Herr Doktor, nix zu machen, der Köter hat das Schnitzel nicht mal angesehen und macht weiter. Meine Senta verdreht schon ganz komisch die Augen!“
D.: „Dann ziehen Sie ihm eben kräftig eins mit der Leine über ´s Kreuz und stoßen spitze Schreie aus. Das erschreckt ihn, dann läßt er von der Hündin ab. Ja, schon in Ordnung, wiederhören.“
22 Uhr 49, das Telefon rappelt erneut:
„Es nützt nichts, Herr Doktor, es nützt gar nichts! Ich hab mir schon fast die Seele aus dem Leib geschrien. Jetzt stehen alle Nachbarn auf der Straße und einer hat die Streife alarmiert, aber der Köter hängt immer noch auf meiner Kleinen!“
D.: „Holen Sie Ihren Gartenschlauch und halten Sie den Strahl so lange voll drauf bis der Casanova das Weite sucht!“
F.: „Aber dabei treff ich ja auch meine Senta, erst dieser Schock mit der Vergewaltigung und dann erkältet sich die Kleine vielleicht auch noch ...“
D. „Wollen Sie die Tiere nun auseinanderbringen oder nicht? Na also, bitteschön, wiederhören!“
22 Uhr 59: Das Telefon auf dem Nachttisch des Veterinärmediziners klingelt zum vierten Mal:
F.: „Herr Doktor, ich bin klitschenass und ein paar Nachbarn hat es auch erwischt, aber dieser Höllenhund von Askan hat mich während der Duscherei auch noch ganz dankbar angesehen! Es sah fast so aus, als würde er lächeln, was kann ich denn jetzt noch tun?“
D.: „Verdammt noch mal, halten Sie dem Köter ein klingelndes Handy ans Ohr! Wie bitte? ... Ob das wirkt? ...“
In diesem Moment reißt Frau Streuner ihrem Mann völlig entnervt den Telefonhörer aus der Hand und zischt in die Muschel: „Hören Sie, Frau Flappmann, garantieren kann mein Mann das natürlich nicht, aber bei ihm hat es die letzte halbe Stunde vier Mal gewirkt!“
© W. Mürmann/Tomus Verlag, München
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3. ÜBERNERVÖS
„Na, endlich, gleich Feierabend,“ denkt Dr. Laumann als er in sein fast leeres Wartezimmer schaut. In der äußersten Ecke sitzen nur noch eine junge Frau und ein junger Mann, die gelangweilt in den zerlesenen Zeitschriften blättern und offenbar zusammengehören.
„Der nächste bitte,“ schnarrt Dr. Laumann. Die junge Frau erhebt sich, legt die Illustrierte beiseite und lächelt im Vorbeigehen dem jungen Mann zu. „Kommen Sie ruhig mit rein,“ fordert der Doktor den blonden Jüngling auf, der daraufhin ebenfalls das Sprechzimmer betritt.
Nachdem sich alle gesetzt haben, meint Dr. Laumann, der jungen Frau zugewandt: „Auf Ihrer Karte steht, Sie möchten sich gründlich durchchecken lassen, nun, dann machen Sie sich mal frei!“
Leicht errötend und immer wieder irritiert zu dem jungen Mann hinüberblickend, beginnt sich die hübsche Blondine zu entkleiden. Schließlich steht sie nur noch in Slip und BH da. Der Arzt komplimentiert sie auf die Behandlungsliege und beginnt mit den Untersuchungen. Der Rest muß leider auch noch weg, meint er, jovial lächelnd, mit Blick auf BH und Slip der Dame. „Oh je, entfährt es der Patientin, die sich daraufhin bis unter die Haarspitzen rot anlaufend, auch noch dieser letzten Kleidungsstücke entledigt.
Dr. Laumann ist über die merkwürdige Schamhaftigkeit seiner Patientin nun allerdings doch erstaunt und wendet sich dem interessiert die Szene beobachtenden Jüngling zu: „Ist sie eigentlich immer so übernervös?“ Der hebt die Schultern: „Keine Ahnung, ich seh sie bei Ihnen zum ersten Mal.“
© W. Mürmann/Tomus Verlag, München
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4. STRENGER GERUCH
Als der Veterinärmediziner Hanno Rüde die nächste Patientin in sein Sprechzimmer bittet, fällt ihm auf, dass von der Frau, die ein Körbchen mit fünf kleinen Katzen vor sich herträgt, ein ungewöhnlich strenger Geruch ausgeht. „Sehen Sie sich die Tiere doch bitte einmal an, Herr Doktor, ich glaube, sie haben so etwas wie Schnupfen,“ bittet sie den Tierarzt. Nachden dieser die Tiere eingehend untersucht hat, meint er kopfschüttelnd: „Also mir scheint das eine allergische Reaktion zu sein, in welcher Umgebung werden die Katzen denn gehalten?“
„Ich lebe zusammen mit meinem Mann und den Tieren in einer kleinen Zweizimmerwohnung im vierten Stock, antwortet die Frau und streicht dabei einem der Kätzchen liebevoll über das Fell. Dr. Rüde runzelt die Stirn: „Das ist aber nicht gerade der ideale Ort um fünf Katzen zu halten, gute Frau!“ „Mag sein,“ antwortet die, „aber meine restlichen zweiunddreißig Katzen, drei Hunde und der Ziegenbock fühlen sich dort ausgesprochen wohl!“
Dr. Rüde ringt mühsam nach Luft, bevor er lospoltert: „Aber das ist ja die reinste Tierquälerei, unter solchen Bedingungen würde ich auch allergische Reaktionen zeigen! Ausserdem müssen Sie doch Tag und Nacht die Fenster geöffnet halten, um in dem Gestank nicht zu ersticken!“
„Tja,“ meint die streng riechende Frau ein wenig betrübt, „das ist tatsächlich ein Problem, Lüften würde ich gelegentlich schon gerne einmal, aber danach bräuchte mein Mann Tage, um seine hundertvierzig Wellensittiche wieder einzufangen!“
© W. Mürmann/Tomus Verlag, München
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5. LEBENSLAUF
Die 26jährige, bildschöne Anna A. liegt mit geschlossenen Augen auf der Behandlungscouch des Psychotherapeuten Dr. Eugen Bregenwalker und beginnt wunschgemäß ihren Lebenslauf zu schildern. „Ich hatte eine traurige Kindheit,“ erzählt Anna stockend. „Mutter wurde mit ihren vier Töchtern sitzen gelassen und sie mußte uns ganz alleine durchbringen. Als Jüngste bekam ich nie ein neues Kleid, weil ich die alten Sachen meiner Schwestern auftragen musste. Das hat mich sehr unglücklich gemacht.“
Dr. Bregenwalker macht sich Notizen, sackt aber gleichzeitig langsam in sich zusammen. Seine Augenlider werden schwer und wäre da nicht das kleine silberne Glöckchen, das bei Sitzungen immer unter dem Kinn am Kragen seines Hemdes befestigt ist und ihn mit einem kurzen „Ping“ hochschrecken läßt, wenn der Kopf zu tief sinkt, hätte ihn mal wieder der Therapeutenschaf übermannt. Die Zeit vergeht und es macht noch sehr oft „Ping“ – doch dann ist Anna bei ihren achtzehnten Lebensjahr angekommen:
„Meine Schwestern und ich hatten uns mit Rollo und Berwald im Heuschober verabredet. Es war Hochsommer, furchtbar heiß und wir trugen nur Badeklamotten. Alle vier fanden wir die beiden Jungs zum anknabbern süß und hatten uns ein paar raffinierte Tricks ausgedacht, um sie zu erobern. Wir legten uns im Halbkreis zusammen und ich begann Berwald ... oh, die Sitzung ist ja schon zu Ende“, schreckt Anna mit einem Blick auf ihre Uhr hoch.
„Nein, nein,“ ruft Bergenwalker nun hellwach, „erzählen Sie weiter, die nächste Stunde geht auf meine Kosten!“
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6. OPA KLOTTMANN
Opa Klottmann hat den Prostata-Eingriff gut überstanden und beginnt seine Umgebung wieder umfassend wahrzunehmen. Dabei freut er sich zunehmend über die Einsatzbereitschaft der aufopferungsvollen Krankenschwestern. Gerade schwebt Oberschwester Gisela herein:
G.: „Na, Herr Klottmann, dann wollen wir mal die Temperatur messen, was?“
K.: „Machen wir, Schwester. Ist sicher Vorschrift, dass Sie Ihre Temperatur auch immer kontrollieren müssen? Bei der Ansteckungsgefahr mit den vielen Kranken um sich herum auch sehr vernünftig ... Na? Wieviel haben Sie? Ich hab 36,7 auf der Uhr!“
G.: „Sie sind schon ein kleiner Scherzkeks, Herr Klottmann! So und nun nehmen wir brav die vom Doktor verordneten Tabletten!“
K.: „Ach, Sie haben auch Ärger mit der Prostata? Ist wirklich unangenehm, nicht? Ich dachte, Frauen haben sowas gar nicht – aber ich hab ja auch nicht studiert.“
G.: „Studiert hab ich auch nicht, aber ich weiß trotzdem dass Sie jetzt aufstehen müssen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch und dann gehen wir mal ganz langsam ein paar Schritte über den Flur!“
Schwester Gisela führt den sich noch etwas unsicher bewegenden alten Herren langsam den langen Gang mit den vielen Türen entlang. Lernschwester Selma kommt ihnen entgegen und ruft: „Schwester Gisela, Sie möchten mal bitte auf die Vierzehn zu Doktor Schwengelbach kommen, ich nehme Ihnen den Patienten schon ab.“
Schwester Selma lächelt Opa Klottmann aufmunternd an und flötet: „Stützen Sie sich ruhig fest auf mich. Ich denke, für heute reicht es aber auch erstmal mit dem Umherlaufen.“
K.: „Stimmt, es macht zwar mächtig Spaß mit einem so hübschen, jungen Mädel spazieren zu gegen, aber langsam tun mir tatsächlich die Hufe weh!“
Zurück im Krankenzimmer:
S.: So, da wären wir wieder - wollen wir nach der Anstrengung denn jetzt etwas trinken?“
K.: „Gerne, also ich nehme erstmal ein Glas Mineralwasser gegen den Durst, aber wenn Sie zum Kiosk runterspringen geb ich Ihnen eine Flasche Sekt aus, mir könnten Sie dann gleich einen Flachmann Doppelkorn mitbringen!“
S.: „Ist lieb gemeint, Herr Klottmann, aber ich trinke nicht im Dienst. So, aber nun ziehen wir uns aus und gehen schnell ins Bett!“
Klottmann schielt Schwester Selma etwas mißtrauisch von der Seite an und stottert: “Na ja – gut, wenn Sie meinen, Schwester, aber sie dürfen von mir alten Mann nicht zu viel erwarten und schließen Sie besser die Tür ab, damit meine Käthe uns nicht erwischt, ist nämlich gleich Besuchszeit!“
© W. Mürmann/Tomus Verlag, München