... DUMM GELAUFEN VOR GERICHT – 6 "Fälle"

1. BAUERNSCHLÄUE

Bauer Kobenmacher sitzt wegen Viehdiebstahls ein. Das Frühjahr rückt näher und es wird höchste Zeit die Äcker zu bestellen. Frau Kobenmacher steht nun alleine vor der schweren Arbeit und beschwert sich in einem Brief bei ihrem Mann.

„Lieber Klaas, ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Das Vieh zu versorgen ist schon Arbeit genug. Aber weil der Trecker gepfändet ist, werd ich nun wohl oder übel die Kühe einspannen müssen um die Äcker zu pflügen. Da hast du mir was Schönes eingebrockt!“

Kobenmacher antwortet postwendend: „Liebe Grete, lass um Himmels willen die Finger von den Äckern! Im Eichengrund hab ich die Kohle aus den vier Banküberfällen vergraben. Auf dem Südacker sind die Magd und der Knecht verscharrt und auf der Nordweide hab ich meine Gewehre, die ich für die Wilderei brauche, versteckt. Wenn du mich jemals wiedersehen willst, darf das alles niemand erfahren! Dein Klaas.“

Eine Woche später erhält der Bauer Besuch von seiner Frau. Ganz aufgeregt berichtet sie: „Stell dir vor, Klaas, die müssen deinen Brief gelesen haben, denn die Polizei war mit einer Hundertschaft da und hat mit schwerem Gerät unsere sämtlichen Äcker umgepflügt. Es wurde aber nichts gefunden.

Kobenmacher grinst und antwortet: „Na, dann kannst du ja jetzt die Rüben setzen. Der Hansen soll dir helfen. Als Gegenleistung schreib ich noch mal, und schick ihm die Leute auf seinen Acker.

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München

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2. DIALOG

Dialog zwischen Richter und Angeklagtem:

R.: „Geboren?“

A.: „Wer, ich?“

R.: „Wer denn sonst?“

A.: „Ja!“

R.: „Wann?“

A.: „Wer, ich?“

R.: „Ja, Sie!“

A.: „19.9.1951“

R.: „Und wo sind Sie geboren?“

A.: „Wer, ich?“

R.: „Ja, Sie, Himmel noch mal!“

A.: „Ach so, in Hamburg.“

Eine Stunde später:

R.: „Nun zur Tat: Wann sind Sie in das Haus Geiergasse 11 eingebrochen?“

A.: „Wer ich?“

R.: „Ja, Sie, wer denn sonst, ich vielleicht?“

A.: „Wer weiß?“

Die Verhandlung wurde nach sechseinhalb Stunden wegen eines Nervenzusammenbruches des Richters auf unbestimmte Zeit vertagt ...

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München

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3. DIE PRÜFUNG

Prüfung im Verkehrsministerium für Anwärter auf den Posten eines Bundeskoordinators für Katastrophenmanagement:

Der Prüfer zieht Zwischenbilanz: „Nachdem Sie sich im theoretischen Bereich: Sicherheitsnormen, Dienstanweisungen und gesetzliche Bestimmungen schon recht wacker geschlagen haben, möchte ich Sie anhand einiger praktischer Gefahrensituationen auf Ihre spontane Entscheidungsfähigkeit testen, Herr Wachtel.“

„Stellen Sie sich vor, am 12 Januar erhalten Sie Kenntnis von einer bevorstehenden schweren Sturmflut an der Nordseeküste, verbunden mit extremen Niederschlägen in den nächsten vierundzwanzig Stunden. Welche Vorkehrungen würden Sie treffen?“

„Da ich mich am 12. Januar noch im Winterurlaub in Österreich befinde, würde ich die Daumen drücken, dass mein Vertreter alles Nötige veranlasst!“

„Na gut, ich hätte zwar etwas anderes erwartet, aber praktisch gesehen geht das wohl in Ordnung,“ bemerkt der Prüfer leicht verärgert. Also ein anderes Beispiel: „Anlässlich der Flugschau in Bad Segelbach kommt es zum Absturz von zwei Düsenmaschinen, wobei der ganze Ort in Mitleidenschaft gezogen wird - woran denken Sie dann zuerst?“

„Die Flugschau in Bad Segelbach findet traditionsgemäß von 24.6. bis 29.6. statt. Da ich am 20.6. die Kur wegen meiner Rheumaschübe in Bad Ems antrete, denke ich: ‘Welch ein Glück, dass man mich nicht nach Bad Segelbach geschickt hat’.“

Der Prüfer ist nun sichtlich um Fassung bemüht: „Nehmen wir also einmal an, sie hätten keinen Urlaub, wären nicht zur Kur, sondern ausnahmsweise einmal im Dienst. Dort erreicht sie die Medung, dass wegen fascher Weichenstellung und technischer Defekte der Zusammenstoß zweier mit Kerosin beladener Güterzüge unabwendbar kurz bevorsteht. Was tun Sie?“

Da der Zusammenstoß ohnehin nicht mehr zu verhindern ist, würde ich sofort mit ARD, ZDF, RTL und SAT1 wegen der exklusiven Übertragungsrechte verhandeln, um die marode Staatskasse aufzubesssern!“

Herr Wachtel erhielt daraufhin den Posten eines Medienbeauftragten ...

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München

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4. UNÜBERBRÜCKBARE GEGENSÄTZE

„Ich habe jetzt die Klageschrift das Anwaltes Ihres Mannes vorliegen. Wie Sie wissen, betreibt Ihr Gatte die Scheidung und es gibt da einige Punkte, die wir besprechen sollten,“ erklärt der Rechtsbeistand Frau Hitzig, die auf dem Besuchersessel trohnt und auf einer schwarzen Havanna kaut.
„Hier ist zum Beispiel die Rede davon, dass Sie Ihrem Mann einen Topf voll Gulasch an den Hinterkopf geworfen haben sollen, was eine stark blutende Platzwunde verursachte, die genäht werden musste.“

„Ja, kann ich denn ahnen, dass der Kerl sich plötzlich umdreht? Und übrigens: Wer hat denn die Platzwunde sofort mit Ahle und dreifachem Schusterzwirn sauber vernäht? Ich natürlich!“, anwortet die Ehefrau beleidigt.

„Das soll aber gegen seine Willen geschehen sein“, wendet der Anwalt ein. „Herrje, gegen seinen Willen war auch die Blinddarmoperation auf dem Küchentisch – aber wenn ich´s nicht gemacht hätte, wäre er abgenippelt, dieser Mann ist total undankbar!“

„Gut, lassen wir das erstmal“, fährt der Anwalt mit gerunzelter Stirn fort, „Freiheitsberaubung wirft er Ihnen auch vor. Sie sollen ihn zwölf Stunden mit einer Tüte Zwieback und einer Gießkanne voll Wasser in den Keller gesperrt haben.“

„Na, das hat er ja wohl auch verdient! Stellen Sie sich vor, der hat mir heimlich die Personenwaage um sieben Kilo vorgestellt, woraufhin ich zwei Mal den gesamten Garten umgegraben hab, um das vermeintliche Übergewicht wieder loszuwerden! Ja, sowas tun man doch nicht!“

„Nun, so ganz in Ordnung war Ihr Verhalten aber auch nicht, gnädige Frau“, betont der Jurist mit sorgenvoller Miene. „Hier schreibt der Kollege, es gäbe unüberbrückbare Gegensätze und Ihr Mann hätte erkannt, dass Sie überhaupt nicht zusammen passen würden.“ „Ach, wenn man immer alles ernst nehmen würde, was dieser Schwachkopf den ganzen Tag so vor sich hinfaselt – nein, nein, im Grunde passen wir sogar ganz ausgzeichnet zusammen. Das Problem ist einfach, dass er ein fürchterlich streitsüchtiger Mensch ist, der hin und wieder in seine Schranken gewiesen werden muss.“

„Aha, aus diesem Grunde haben Sie ihn dann wohl auch mitten in der Nacht mittels einer Strumphose an den Küchentisch gefesselt?“, fragt der Anwalt vorsichtig nach.

„Richtig, das war, weil er nicht aufhörte sich mit meinem Freund herumzustreiten und unbedingt bei uns mit im Bett schlafen wollte ...“

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München

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5. ZOLLKONTROLLE

Zollinspektor Filzmeier fiel seit Wochen ein elegant gekleideter Herr auf, der täglich mit einem ebenso eleganten, dunkelbraunen Aktenkoffer die Zollkontrolle passierte und bei dem die Kollegen noch nie etwas gefunden hatten.

Dieser Mann erschien dem erfahrenen alten Zöllner äußerst verdächtig und er beschloss, ihn jetzt einmal höchstpersönlich unter die Lupe zu nehmen. Der Inspektor bat ihn in einen Nebenraum, ließ den Mann den Koffer öffnen und fand darin einen Stapel Dokumente, einen Elektrorasierer, sowie einen Kulturbeutel mit den üblichen Hygieneutensilien. Äußerst akribisch untersuchte er jedes Teil und durchforstete jedes Fach und jede Tasche des Koffers – nichts.

Am nächsten Tag hatte der Inspektor schweres Geschütz aufgefahren: Modernste Infrarot- Laser- und Röntgengeräte standen bereit und Filzmeier überprüfte jeden Quadratzentimeter des Koffers.

Irgendwo mussten die Mikrofilme ja stecken. Der Zöllner war nämlich inzwischen fest davon überzeugt, dass es sich bei dem Herren um einen hochkarätigen Agenten handeln musste, der Spionagematerial schmuggelte.

Wir können die Geschichte hier ein wenig abkürzen, denn auch in den folgenden zwölf Monaten wurde der alte Zollinspektor trotz unermüdlicher Spezialüberprüfungen nicht fündig.

Weitere drei Monate später ging Filzmeier in Pension. Doch gelegentlich zog es ihn auch als Privatmann an seine alte Wirkungstätte zurück. Als er eines Morgens ein wenig wehmütig auf die Zollabfertigung blickte, stand plötzlich der bewusste elegante Herr, nun jedoch in legerer Freizeitkleidung, vor ihm.

„Na, das ist aber ein Zufall, dass ich Sie hier treffe“, begrüßte Filzmeier den ‘alten Bekannten’. „Nein, ist es nicht“, meinte dieser süffisant lächelnd. „Ich habe mich inzwischen ebenfalls zur Ruhe gesetzt und wollte Ihnen eine Freude machen. Ich möchte Ihnen das schenken, wonach Sie in Ihrer Dienstzeit so lange Zeit vergeblich gesucht haben.“

Mit diesen Worten drückte er dem verdutzten Pensionär einen wohlbekannten eleganten, dunkelbraunen Aktenkoffer in die Hand. „Das ist ja eine Überraschung“, staunte Filzmeier. „Und nun, wo alles vorbei ist, wollen Sie mir also verraten, wo sie Ihre Schmuggelware in diesem Ding versteckt haben, nicht wahr?“

„Ich hatte darin tatsächlich nichts versteckt“, antwortete der Herr grinsend, „ich schmuggelte Tag für Tag immer nur diese dunkelbraunen, edlen Krokodilleder-Aktenkoffer – und auf das Naheliegendste sind Sie glücklicherweise nie gekommen.“ Sprach ´s und verschwand in der Masse der vorbeieilenden Passanten.

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München

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6. ZUG NACH MÜNCHEN

Josef Kannemann kommt, einen schweren Koffer hinter sich herziehend, keuchend auf dem Bahnsteig drei des Hamburger Hauptbahnhofes an. Dort steht ein Zug, der offenbar jeden Moment abfährt. Kannemann, der in der Eile seine Brille zuhause liegen gelassen hat, glaubt einen Schaffner an seiner Uniform zu erkennen, hält ihm seine Fahrkarte unter die Nase und fragt, nach Atem ringend: „Entschuldigung, ist das mein Zug?“

Der Mann würdigt die Fahrkarte keines Blickes und erklärt freundlich, aber bestimmt: „Das glaube ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, mein Herr. Dieser Zug ist das Eigentum der Deutschen Bahn AG!“
K.: „Ja ja, ist schon klar, ich meine, ob ich ihn nehmen kann?“

M.: „Da Ihnen der Zug nicht gehört, können Sie ihn natürlich auch nicht einfach nehmen – abgesehen davon würde ich gerne sehen, wie Sie ihn von den Schienen heben. Also ich würde Ihnen jedenfalls raten den Zug da zu lassen, wo er ist!“

K.: „Veralbern kann ich mich alleine, ich möchte wissen, ob der Zug nach München fährt?“

M.: „Nein“, er fährt erst nach Hannover.“

K.: „Aber dann nach München?“

M.: „Nein, nach Köln.“

K.: „Mist, also ist es doch der falsche Zug!“

M.: „Nicht unbedingt, ganz zum Schluss fährt er nach München.“ K.: „Verdammt noch mal, dann ist es also doch mein Zug!“

M.: „Darauf antworte ich nicht mehr, mein Herr!“

In diesem Moment setzt sich der Zug in Bewegung, nimmt Fahrt auf und verschwindet aus dem Bahnhof.

K.: „Da, jetzt ist er weg!“

M.: „Nein, nein, er befindet sich jetzt nur ausserhalb des Bahnhofes und entfernt sich immer schneller, weg ist er nicht.“

K.: „Was sind Sie doch nur für ein kleinkarierter, besserwisserischer Armleuchter! Aber die Sache hat ein Nachspiel, das garantiere ich Ihnen. Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren!“

„Wenn Sie es wünschen – da kommt er gerade“, anwortet der uniformierte Chauffeur von Direktor Tubenmacher. „Guten Morgen, Herr Direktor, dieser Herr möchte sich bei Ihnen beschweren, weil ihm sein Zug weggefahren ist!“

„Was?“, antwortet der Direktor und mustert Josef Kannemann ungläubig, „der Mann hat einen eigenen Zug? Alle Achtung!“

Am Abend desselben Tages wird eine hilflose Person bei der Bahnhofsmission abgeliefert. Die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass es sich um einen gewissen Josef Kannemann handelt, der am Nachmittag in volltrunkenem Zustand versucht hatte, eine vollbesetzte U-Bahn nach München zu entführen ...

© W. Mürmann/Tomus Verlag, München